Germany’s next Topautorin – Fotoshooting für mein Autorinbild

„Wir brauchen ein Autorenbild von Ihnen für unseren Katalog“, verkündet meine Agentin von Arrowsmith im Dezember. Wie ihr vielleicht schon wisst, bin ich überglücklich, eine neue Agentur gefunden zu haben, die für zwei meiner Romane (Liebe in Frankfurt und Musik im Wien der 1920er Jahre) in diesem Frühjahr 2022 auf Verlagssuche gehen wird. Sie erstellen einen Katalog, wo auf einer Seite die Autorin mit Foto und Vita vorgestellt wird und auf der gegenüberliegenden Seite der Roman mit Pitch und Kurzexposé. Die Texte hierfür habe ich schon geliefert, jetzt fehlt nur noch das Foto.

Warum ist ein Autorinbild wichtig

Jetzt kann man sich fragen, wie wichtig solch ein Autor:infoto wohl für eine Karriere ist. Als Leserin schaue ich beim Buchkauf auf Titel, Cover und Klappentext – wenn mich Inhalt und Optik ansprechen, greife ich zu. Wie die/der Autor:in aussieht, interessiert mich zunächst nicht. Erst, wenn mir ein Buch gefallen hat, schaue ich mir das Foto an und stöbere vielleicht in Social Media, was der/die Autor:in dort so von sich preisgibt.

Aber offenbar ist die Vermarktbarkeit einer (Debüt-) Autorin für Agenturen und Verlage bei der Vertragsanbahnung ein wichtiges (wenn auch sicher nicht entscheidendes) Merkmal – man möchte die Autorin schließlich vorzeigen können bei Lesungen und in Social-Media-Kampagnen. Hierbei kommt es nicht unbedingt auf Schönheit an. Obwohl gutes Aussehen schon immer hilfreich bei der Karriere war, auch im Buchgeschäft, z.B. wird der junge und gutaussehende Benedict Wells auf seinen Lesungen fast nur von weiblicher Leserschaft umschwärmt.

Wichtig scheint mir für das Foto eine sympathische Ausstrahlung zu sein und vielleicht auch etwas Merkenswertes. Auch ist das Autor:inbild meist dem Genre angepasst: Bei Thrillern blicken die Autoren fast immer düster bis diabolisch in die Kamera, ein Lächeln scheint tabu zu sein, erst recht bei „ernster“ Literatur. In der ChickLit (Mädelsliteratur) dürfen die Autorinnen sich auch mal mit blumiger Bluse und einem strahlenden Lächeln zeigen. Meine Agentur schickt mir zudem ein pdf mit einem Dutzend Beispielfotos von Autor:innen in der gewünschten Bildsprache, an die ich mich halten soll. Hier herrscht der „seriöse“ Look vor: Niemand zeigt seine Zähne, kaum Schmuck zu sehen, alle sehr geschäftsmäßig bis bieder (eher Bankberater, als Künstler).

Meine Vorbereitung (Look und Posen)

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bereite ich mich also auf mein Fotoshooting vor. Ich vereinbare einen Termin für ein „Business-Shooting“ in einem Fotostudio meines Vertrauens. Dann stellt sich die Frage des Outfits. Hier weiß ich von den Beispielbildern, dass einfarbige Oberteile gängig sind (wilde Muster lenken vom Gesicht ab). Mein Kleiderschrank gibt nichts Passendes her, also bestelle ich online drei mintgrüne Blusen (grün passt zu meinem Teint und außerdem spielt die Natur in meinen Romanen auch eine Rolle). Zum Glück ist eine Bluse dabei, die mir gut steht.

Meine Wahl fällt auf die mittlere Bluse, weil sie am elegantesten aussieht.

Was brauche ich noch? Einen frischen Haarschnitt. Zwei Tage vor dem Fotoshooting lasse ich mir also meine zotteligen „Ich-lasse-meine-Haare-einfach-wachsen-Homeoffice-Frisur“ in einen modischen Bob zurückschneiden.

Frisch vom Frisör mache ich eine Generalprobe mit Selbstauslöser vor meiner Weißlichtlampe und probiere einige Posen aus (ja, auch die „Denkerin“ mit Kinn in die Hand gestützt, die ich ein wenig klischeehaft finde). Immerhin weiß ich jetzt, was ich vor der Kamera mit meinen Armen anstellen kann und wie ich am besten meinen Kopf halte.

Das Shooting

Am 24. Dezember um 11 Uhr ist es dann soweit: Ich bin für die Weihnachtstage in die Pfalz zu meiner Familie angereist und meine Zwillingsschwester begleitet mich zum Fototermin als moralische Unterstützung und als Trägerin meiner „Requisiten“: Ein Notebook, eine Grünpflanze und meine Jane-Austen-Lieblingtasse, die mich schon in so mancher langen Schreibnacht gewärmt hat.

Die Fotografin und ihre Assistentin erwarten uns schon. Ich erkläre, was ich mir so vorstelle – beim Business-Shooting darf ich zum Schluss fünf Bilder auswählen, hierbei möchte ich eine Bandbreite von Motiven von Porträt, über Bild mit Torso und mit ganzem Set (am Schreibtisch sitzend).

„Oh, Sie haben sogar einen Teebeutel mitgebracht“, staunt die Fotografin über meine detailgenaue Vorbereitung. Später schenkt mir die Assistentin sogar kochendes Wasser ein, so dass der Tee in der Tasse auch richtig dampft.

Aber los geht es mit einem Kaltstart. Ich soll vor einer weißen Leinwand posieren und fühle mich ziemlich verloren in dieser Leere.

„Jetzt stehen Sie mal ganz locker“, lautet die Anweisung und rechts und links von mir blitzen die Lampen auf, was mich erschreckt blinzeln lässt. Ich verkrampfe mich prompt, verschränke meine Arme vor der Brust, werfe suchende Blicke zu meiner Schwester und versuche, mir meine eingeübten Posen in Erinnerung zu rufen. Wie wollte ich nochmal meinen Kopf neigen, damit meine Augen auch symmetrisch in meinem Gesicht stehen???

„Sie versuchen, sich zu kontrollieren. Das wird so nichts mehr“, stellt die Fotografin wenig ermutigend in den Raum.

„Außerdem gucken Sie immer zu Ihrer Schwester für Anweisungen.“

Eingangs hatte ich ihr erzählt, dass mich sonst immer meine Schwester fotografiert – was diese auch super macht, wir sind ein eingespieltes Team, sie kennt meine „Schokladenseite“ und weiß auch, was mir nicht gefällt. Ganz im Gegensatz zur Fotografin. Diese verbannt meine Schwester nun auf die Besuchercouch in der anderen Zimmerecke. Sie will offenbar die alleinige Regie über das Shooting übernehmen und ich soll mich ihr anvertrauen – was mir schwer fällt.

Von der Leiter aus, wo sie erhöht mit ihrer Kamera steht, fordert sie mich auf:

„Wovon handelt denn Ihr Buch? Erzählen Sie mal.“

Ich stottere herum und grinse zwischendurch, ohne Ankündigung blitzen die Lichter auf.

„Hoffentlich ist mal ein Zufallsschuss dabei, wo ich nicht gerade den Mund beim Sprechen seltsam ziehe“, denke ich.

Eigentlich habe ich eine bewährte Methode, die ich von Joey aus FRIENDS gelernt habe: „Look down, look down“, dann auf Kommando (1,2,3) meiner Fotografin spontan aufschauen, so dass der Gesichtsausdruck nicht erstarrt wirkt. Aber leider gibt mir die Fotografin hier kein Signal, wann sie abdrückt. In Gedanken ringe ich mit ihr um Kontrolle, wie ich in Szene gesetzt werden will. Dann auch in Worten:

„Ich will nicht ständig lachen. Ich muss mal ernst blicken, nur mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen.“

Zwei Mal drückt sie auch ab, aber ich weiß schon, dass ich gequält aussehe. Dann soll ich sitzend mit einem Stuhl posieren. Das sieht blöd aus, merke ich sofort. Immerhin denke ich daran, meine Hände langgestreckt und locker zu halten und keine Kralle zu machen – die gellende Stimme von Heidi Klum aus jahrelangem „Germany’s next Topmodel“ Schauen klingt in meinen Ohren: „Mach schöne Hände und schöne Füße.“

Jetzt traue ich mich doch und äußere meinen Wunsch, mich mal auf eine Stuhllehne zu stützen, mit dem Kinn in die Hand gelegt, so wie ich es zu Hause geübt habe. Immerhin erlaubt sie mir das. Die Assistentin wechselt den Hintergrund zu schwarz und bringt mir einen schwarzen Stuhl mit hoher Lehne. Zwei mal drückt sie ab. Hoffentlich ist hier ein brauchbares Bild dabei.

Dann wechseln wir das Setting. Ich ziehe ein anderes Oberteil an (meine Lieblingsbluse mit Blumen und hoch geschlossenem Kragen). Am Glastisch des Studios richte ich mich ein, die beiden Frauen arrangieren die Pflanzen und Lampen um mich und nun kommt auch die Teetasse zum Einsatz. Hier werde ich endlich lockerer (ein Schluck Tee hilft auch) und in dieser Session taue ich endlich auf, auch die Fotografin ist zufrieden und zeigt mir erstmalig ein Bild auf dem Display.

Nach ca. 20 Minuten ist das Shooting vorbei. Ich bin total erleichtert und mein Unterhemd ist nassgeschwitzt vor Aufregung. Ich komme mir vor, als hätte ich eine Prüfung bestanden und meine Schwester macht mit dem Handy ein paar schöne Bilder „hinter der Ziellinie“ von mir im Set.

Die Auswahl

Im neuen Jahr bekomme ich die Fotoauswahl zugeschickt (22 Stück mit Wasserzeichen, die Fotografin hat schon die offensichtlichen Fehlschüsse aussortiert). Ich bin zunächst enttäuscht, weil wie befürchtet kein einziges gelungenes ernstes Porträt dabei ist, dafür aber einige mit einem „big smile“, was schön ist, aber ich wollte eine Bandbreite.

Hier die Auswahl:

Ich habe mich nun für fünf davon entschieden. Welche das sind, werdet ihr aber erst sehen, wenn ich eine erfreuliche Ankündigung machen kann (Buchvertrag…). Bis dahin sollen die Bilder intern von meiner Agentur verwendet werden.

So, das war nun mein aufregendes Fotoshooting.

Wer von euch hat auch schon Erfahrungen mit einem professionellen Fotoshooting gemacht? Ich bin gespannt auf eure Eindrücke.

8 Antworten auf „Germany’s next Topautorin – Fotoshooting für mein Autorinbild“

  1. Auf den ersten Blick sieht die Auswahl für mich sehr gelungen aus!
    Ich lasse mich auch ungern fotografieren… kann die Situation gut nachvollziehen, wie sie beschrieben ist.
    Schön, dass das Fotoshooting gegen Ende entspannter wurde.
    Fotografieren und fotografiert werden ist eben nicht so einfach. 😉

    1. Danke liebe Evelyn! 🙂 Ich denke, mit mehr Übung wird man lockerer – und auch, wenn man sich heimisch fühlt und unter sich ist, was in solch einer Fotostudio-Situation schwierig ist.

  2. Hallöchen 🙂
    Vielen Dank für den Ausflug ins Fotobusiness und an was man so alles denken sollte. 20 min Knipsen gehen dann schnell vorbei, aber es sind ein paar gelungene Fotos geworden. Bin gespannt, ob eins dabei sein wird, welches ich ggf genommen hätte. Sich für 5 zu entscheiden, ist nicht einfach.
    Deine Selbstaufnahmesession finde ich prima, da konntest du schon viel ausprobieren. Danke dir für’s Teilen deiner Eindrücke, auch in visueller Fotoform.
    Ich habe mir eigentlich nie wirklich Gedanken gemacht über die Fotos vom Klappentext, finde aber ein Bild von dem Autor bzw der Autorin immer nett. Ist halt nicht ganz so anonym. Naja, fast wie bei ner Bewerbung für einen Job, halt nur jetzt bei den Lesenden.
    Na da drücke ich fest die Daumen, dass ein passendes Ulrike-Foto gefunden wird und dein Romanprojekt stilecht abrundet.
    Liebe Grüße von der immer noch schlafgestörten j.

    1. Vielen Dank liebe Janina! 🙂 Ich finde auch, dass ein interessantes Autor:inbild den Gesamteindruck abrundet, den man beim Lesen von einem Buch hat. Ein bisschen bin ich schon neugierig, was für eine Person sich hinter den Zeilen verbirgt. Manchmal sieht das Foto dann ganz anders aus, als ich mir die Autorin vorgestellt habe (z.B. wenn jemand sehr gefühlig bis schwülstig schreibt und dann auf dem Foto mit Kurzhaarschnitt eher forsch und frech aussieht).

  3. Hi Ulrike, dein Fotoshooting hast du höchst unterhaltsam und humorvoll beschrieben (mit hilfreichen Impulsen für alle, die mal in eine ähnliche Situation kommen). Deine gute Vorbereitung und der Aufregungsschweiß haben sich gelohnt: Es sind ein paar tolle Fotos dabei herausgekommen.
    Jetzt drücke ich dir ganz fest die Daumen, dass deine Agentur deine beiden Romane in dem Katalog so attraktiv wie möglich aufbereiten (inkl. deiner topp Textteaser und Autorinfoto) und kompetent auf Messen präsentieren wird und dass dann bald passende Verlage anbeißen werden!
    LG Dorit

    1. Vielen Dank liebe Dorit! 🙂 Ja, das Bild alleine ist sicher nicht entscheidend, aber rundet hoffentlich den positiven Gesamteindruck von der Romanpräsentation im Katalog ab.

  4. Liebe Ulrike
    so anstrengend diese Fotosession für Dich sicher war, so locker und amüsant fällt Deine Beschreibung dazu aus. Die hat mich echt amüsiert, aber ich konnte mir auch das durchgeschwitzte Unterhemd sehr gut vorstellen. Was ein Stress, so auf dem Präsentierteller zu stehen und zu sitzen. Ich glaube ich hab noch nie wirklich bewusst auf Autorenfotos geschaut, wenn ich mir ein Buch gekauft habe. Beim Lesen entsteht irgendwie dann eine Vorstellung, wie der oder die Autor:in wohl sein könnte und dann betrachte ich auch mal das Foto. Aber ganz ehrlich, sie wirken irgendwie meist gestellt. Zu Deinen Fotos kann ich leider jetzt nichts sagen, denn ich kriege sie nicht scharf gestellt. Aber das Eingangsfoto zu diesem Beitrag gefällt mir gut. Darin erkenne ich Dich als Person wieder. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg mit den beiden Büchern!!!
    Liebe Grüße
    Anne

    1. Vielen Dank liebe Anne! 🙂 Wenn ich so drüber nachdenke, mache ich mir beim Lesen irgendwie immer ein Bild von der Autorin/dem Autor, was sich oft vermischt mit der Figur, die die Erzählerstimme hat. Wenn ich dann das Foto ansehe, passt das oft nicht recht zusammen.

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