Berlin: Am Campus der Ada Lovelace Universität – 8. Februar 2030, 10 Uhr – Kibe lernt Fiona und den Campus kennen
„Hallo Fiona“, sagte Kibe und schüttelte höflich ihre Hand. Sie standen sich zum ersten Mal leibhaftig gegenüber. „Sie ist zierlicher als ihr Avatar und ihre Augen leuchten viel wärmer“, schoss es Kibe durch den Kopf.
„Toll, dass du endlich hier bist“, strahlte Fiona und umarmte ihn. „Karibu“, versuchte sich Fiona an einem Willkommensgruß auf Swahili. „Wie war deine Reise? Fühlst du dich im Wohnheim wohl?“
Kibe erzählte ihr, dass er sich in den letzten Tagen gut eingelebt hatte.
„Du sprichst so gut Englisch und Deutsch“, bemerkte Fiona. „Wie hast du das gelernt?“
„Meine Muttersprache ist Kikuyu, sie wird in der Gegend um Nairobi gesprochen. In Kenia gibt es ganz viele Volksstämme mit eigenen Sprachen. Damit wir alle miteinander reden können, lernen wir schon in der Grundschule Swahili und Englisch. Diese beiden Sprachen hört man auch im Radio, Fernsehen und Web. Deutsch habe ich mit Online-Tutorials gelernt.“ Kibe zeigte Fiona auf seinem Smartphone seinen Sprachtrainer und wie er auch bei seinem Learning Content Untertitel in verschiedenen Sprachen einschalten konnte.
„Look, ich habe eine smarte Translation App, die gerade unser Gespräch mithört und mir sofort eine Übersetzung in Swahili zeigt“, sagte Kibe.
„Dann kann ich ja losplappern“, lachte Fiona. „Komm, jetzt zeige ich dir unseren Campus. Hier gibt es ein paar Sachen, die du noch nicht vom SimCampus kennst.“
Sie standen gerade in der Mitte des Meet and Greet Foyers im belebten Learning Center.
„Guck, hier im Open Space kannst du dir aussuchen, was du gerade brauchst. Wenn du was essen und mit Freunden chillen willst, dann ist das Café das Richtige. Du kannst dein Essen auch in die Lounge nebenan mitnehmen“, erklärte Fiona Kibe. „Wenn du was Unimäßiges mit anderen besprechen willst, gehst du lieber in die ruhigeren Lernareale.“
Fiona führte Kibe ein Stück weiter, sie gelangten in einen riesigen Raum, der von einer Glaskuppel überspannt war. Dort oben schwebten farbige Stoffbahnen wie Drachen am Himmel, sie fingen den Schall ein. Der Boden und die Wände waren mit dunklem Filz verkleidet, von dem sich die Sitzlandschaft mit ihren fröhlichen Farben abhob. Viele der überkopfhohen Sitzmöbel waren so arrangiert, dass sie kleine Häuser bildeten. Aus ihnen drang gedämpftes Gemurmel, viele Lernteams waren gerade aktiv.
„Dieser Bereich wird The Village genannt, weil es eine Art Lerndorf ist“, erklärte Fiona leise. „Guck, hier hinter diesen Polsterwänden verstecken sich gemütliche Sitzbänke rund um einen Tisch, da können sechs Leute zusammenarbeiten. Auf den Schildern steht „Soundroom“, weil sie schallgeschützt sind, aber wir nennen die Dinger einfach Sofahütten. Sie haben kein Dach und es kommen Licht und frische Luft von oben rein. Natürlich gibt es außerdem Leselampen und eine Klimaanlage. Am schönsten finde ich, wenn es draußen dunkel wird und in der Glaskuppel ein Sternenhimmel aufgeht. Okay, die Sterne sind fake, aber das Feeling ist fab“, schwärmte Fiona.
Was Kibe am besten gefiel, waren die „Green Walls“, die überall zu sehen waren. Auf diesen Wänden wuchs echtes Moos. Kibe wusste, wie wichtig solche Mooswände waren, um die Luft in den Städten zu filtern und zu kühlen.
„Im Sommer werden die Betonfassaden zum reinsten Backofen“, erzählte Fiona. „Deshalb wurden hier am Campus und in der Innenstadt so viele Mooswände und hängende Garten gebaut. Bei Neubauten nimmt man direkt viel Holz für drinnen und draußen, das sorgt für ein gutes Klima und verbraucht wenig Energie.“
„In Kenia benutzen wir Holz schon seit vielen Jahren zum Bauen“, sagte Kibe.
Kibe berührte das samtige Moos und sog das würzige Aroma ein. „Das erinnert mich an die Wiesen daheim in der Regenzeit.“
Fiona fragte Kibe mit Feuereifer nach all den Pflanzen und Tieren, die in seiner Heimat, der Hochebene beim Mount-Kenya-Massiv, lebten.
„Wo wir gerade von Natur reden: Komm mit in unseren Learning Forest“, sagte Fiona und führte Kibe in eine Halle, die mit ihren vielen Pflanzen, Bäumen und Vogelstimmen einen Wald vortäuschte. Aus hygienischen Gründen waren nur die Pflanzen im Freilichtinnenhof lebendig. Die Holzverkleidung der Wände und die Möbel waren aus Echtholz, wie Kibe an den Astlöchern und Ritzen sah. Sie gingen mit lautlosen Schritten über den grünen Filzteppich. Es gab hier in verschiedenen Nischen Sitzgruppen für Lernende und auch auf den Hochplateaus konnte man abgeschirmt sitzen. Fiona nannte sie Baumhäuser.
In der Mitte lag das „Lagerfeuer“, ein digitaler SmartCube, um den rundum Holzsitzbänke treppenförmig angeordnet waren. Gerade saß dort eine Gruppe von Studierenden, die sich Artefakte virtuell am SmartCube ansah und besprach. Einige riefen virtuelle Objekte auf ihren Smartphones auf, platzierten sie im Raum und umkreisten sie mit Blick aufs Smartphone im Gehen. Andere trugen Mixed-Reality-Brillen zum Ansehen der virtuellen Objekte, die den physischen Raum überlagerten.
„Hier wird nicht nur gelernt. Wenn das fake Lagerfeuer brennt, liegen die Leute hier auch gerne rum und quatschen. Ich nenne das ganze Ding Finnische Sauna … weil es halt so aussieht“, scherzte Fiona. In ihr Smartphone sagte sie zu ihrer K.I. Assistentin: „KIM, bestell mir einen Aufguss mit Aroma ‚Fichtenwald‘, in 10 Minuten“.
Es dauerte etwas länger als sonst bis KIM antwortete, erst musste sie Fionas Standort über GPS orten und einige Informationen im Netz suchen:
„Du befindest dich im Lovelace Learning Center. Dieses Gebäude verfügt nicht über eine Sauna. Das nächste Saunacenter befindet sich in der Schützallee Nummer 6. Die Entfernung beträgt 3,2 Kilometer. Soll ich dir den Weg zeigen?“
„KIM, das war ein Witz! Merk dir das“, versuchte Fiona, KIM zu erziehen.
Kibe hatte den Dialog amüsiert verfolgt. „Mein K.I. Assistent kapiert auch einige Sachen nicht, deshalb nenne ich ihn Kevin“, sagte Kibe und beide brachen in Gelächter aus.
Sie gingen ein Stück weiter. In einigen Zonen gab es verschließbare gläserne Räume.
„Wenn du es noch leiser haben willst, kannst du in einen Gruppenarbeitsraum gehen, den musst du aber vorher übers Campusbuchungssystem reservieren“, erklärte Fiona. „Es gibt eine große Auswahl von solchen Räumen am Campus in verschiedenen Größen und Ausstattungen.“
Sie standen gerade vor einer Glaswand und blickten in einen Gruppenarbeitsraum, in dem vier Studierende an einem großen Smartboard standen.
„Stört es euch nicht, wenn jeder reingucken kann?“, fragte Kibe.
„Dafür gibt es einen Trick: Wenn du den Privatsphäre-Modus aktivierst, verwandelt sich die Scheibe in Milchglas, das ist irgendwie ein chemischer Prozess“, sagte Fiona. Sie zeigte ihm diese Funktion und Kibe staunte, als sich die Scheibe wie von Zauberhand verwandelte und der gläserne Raum aussah, wie mit Zuckerguss überzogen.
„Wir nennen diesen Modus auch „Zuckerberg-Filter““, erklärte Fiona und zwinkerte Kibe zu.
Dann führte Fiona Kibe in die zweite Etage des Learning Centers, den Creative Floor.
„Komm, ich zeig dir den Idea Market. Dort kann jeder seine Projekte und Ideen mit Postern, Exponaten und multimedialen Showcases vorstellen. Wenn man die Projektleute persönlich treffen will, geht man dort zur „Meet and Talk Time“, die fängt jetzt gleich um 12 Uhr an“, erzählte Fiona.
Sie gingen zum Stand von Fionas deutschtürkischen Freunden Nesrin und Serkan, sie studierte Kulturwissenschaften und er Pädagogik. Sie warben dort für ihre multimediale Märchenausstellung „Gretel trifft Aladin“. Sie handelte davon, wie die Grimm‘sche Märchenheldin einst mit Aladin die Wunderlampe in der Welt von 1001 Nacht suchte und ein Knusperhaus fand. Fiona hatte an der virtuellen Schnitzeljagd mitgearbeitet. Diese Erlebnisausstellung war im Exhibition and Performance Space am Campus zu erleben. In dieser Mehrzweckhalle mit Auditorium fanden alle Kunstprojekte statt. Das Märchenprojekt war eine Zusammenarbeit mit einer Berliner Schauspielschule, die dort einmal im Monat „Hänsel und Gretel“ als Theaterstück aufführte.
„Morgen sehe ich mir die Ausstellung an, ich bin sehr gespannt!“, sagte Kibe.
„Willst du wissen, wo solche Ideen entstehen?“, fragte Fiona.
Kibe ahnte die Antwort: „Dafür wäre das Creative Mashup Board gut!“
Er kannte dieses Board aus vom SimCampus. Sie gingen in den Nebenraum, wo ein wandfüllendes Whiteboard mit einer riesigen Bild-und-Wort-Collage hing. Dort am Mashup Board konnten alle Studierenden ihre Ideen anschreiben, anmalen und alles Mögliche wie Fotos, Poster, Zeitungsartikel oder Stoffe mit Magneten befestigen und mit Wollfäden Querverbindungen zeigen. Auch QR-Codes mit Links zu Online-Content waren zu sehen.
Im letzten Sommer hatten Kibe und Fiona an einer virtuellen „Utopiewerkstatt“ teilgenommen. Dort hatte die Dozentin die Collage zum Thema Zukunftsträume abfotografiert und in eine virtuelle Kreativleinwand eingebunden. Die Studierenden hatten dann digitale Artefakte und Texte ergänzt.
Das Mashup Board wurde von einer Studierendengruppe betrieben. Jeder konnte Diskussionsthemen aufschreiben und mitmachen. Am ersten Tag jeden Monats wurde das Whiteboard geleert. Fiona hatte vor ein paar Tagen diese Frage aufgeschrieben:
„Dein Prof hat dich mit einer old school Powerpoint-Präsentation beauftragt. Nun stehst du im Seminarraum vor lauter Leuten mit zero Motivation. Was tun?“ Dazu gab es schon viele bildreiche Beiträge. Fiona machte ein Foto von dem aktuellen Stand und fügte es in ihr My-Path-Portfolio ein.
Ein Stück weiter befand sich ein großer Maker Space, dazwischen lag The Beach, ein Entspannungsareal mit sandfarbenem Boden und Strandkörben. Hier machten Fiona und Kibe nun eine Pause und aßen vegane Frühlingsrollen aus dem Snackautomaten. Dann saßen sie schweigend in ihren Strandkörben und beide war in ihr InstaREAL vertieft. Kibe stellte ein 360-Grad-Video mit immersion effect ein, das er im Learning Forest gemacht hatte und bekam sofort 77 Likes von ein paar Freunden und vielen Fremden. An seine Mutter sendete er ein happy Selfie von sich und Fiona. „Wir sehen aus wie alte Freunde. Dabei haben wir uns erst vor zwei Stunden in Real Facetime kennengelernt … seltsam“, dachte er.
Plötzlich fühlte er sich erschöpft von den vielen neuen Eindrücken und sehnte sich nach dem vertrauten Blick aus seinem Fenster daheim auf die glitzernden Gletscher des Mount-Kenya-Massivs. Hier beim künstlichen „Beach“ standen die Strandkörbe vor einem Panoramafenster und Kibe ließ nun seinen Blick über die Parklandschaft des Campus‘ wandern. Dunkle Stämme und Zweige ragten wie Geistergestalten aus Nebelschwaden hervor. „Wie lange wird es wohl dauern, bis ich in dieser neuen Umgebung den Durchblick haben werde?“, fragte er sich.
Als nächstes gingen sie in den Study Complex, der neben dem Learning Center lag. Dort gab es Seminarräume für Lehrveranstaltungen, Gruppenarbeitsräume, Project Labs, einige Büros für die Professorinnen und Professoren und einen großen Co-Working Space. Nur wenige der Lehrenden hatten hier ein eigenes Büro, die meisten arbeiteten im Home Office und kamen nur für Seminare, Besprechungen und gemeinsame Projektarbeiten auf den Campus.
Ihren Lieblingsort hatte Fiona als großes Finale des Rundgangs aufgehoben: den Rooftop Garden.
„Wenn der Dachgarten nicht gerade Winterschlaf macht, blühen hier ganz viele Blumen und man kann sich sonnen oder im Schatten saggen“, erzählte Fiona. „Im Gewächshaus werden das ganze Jahr über Gemüse und Kräuter für unsere Cafeteria angebaut. Meine Öko-Gruppe hat erreicht, dass die Cafeteria an zwei Tagen ein rein vegetarisches Angebot hat. Wir Studis können an unserer Uni echt was bewirken. Und hier in der beheizten Orangerie gibt es diese Kokonsessel, ein Geheimtipp, wenn man in Ruhe was arbeiten will. Es gibt auch Leute, die dort gar keine Unisachen lernen, sondern in Fantasyromanen schmökern…“, sagte Fiona und ihre Augen funkelten schelmisch.
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Begriffserläuterungen: Digitales und Kenia
Bezugspunkte: Fachliteratur und Populärkultur
Die Autorinnen stellen sich vor
Titelbild: Foto von Dorit G.: Bibliothek der FU Berlin, 2017
Hallo Ulrike und Dorit,
wieder ein sehr schönes Kapitel, das ihr hier geschrieben habt. Ihr habt sehr beeindruckende Bilder in meinem Kopf erzeugt. Dabei kam mir aber auch die Frage, ob solch eine Uni wirklich realistisch ist, denn meist sind die Gelder doch eher begrenzt. In dieser Welt scheint den Studierenden jedoch ein sehr ausgeglichenes und freudiges Lernen ermöglicht zu sein. Da ich selbst gerne in einer Umgebung lerne, in der ich mich wohl fühle, finde ich diesen Ansatz einer Verbesserung der Innenausstattung mit besonderem Augenmerk auf Gemütlichkeit und Plätze zur Entspannung und Auszeit sehr gelungen. Eine andere Frage, die mir in den Sinn gekommen ist, wie viele Studierende sind denn REAL auf eurem Campus unterwegs? Deckt die Anzahl an Arbeits- und Erholungsplätzen den Bedarf?
PS: Die Idee mehr Pflanzen mit einzubringen finde ich einfach toll!
Liebe Grüße,
Sandra
Vielen Dank liebe Sandra! Ich denke auch, dass eine so schöne und anregende Lernlandschaft heute schon möglich wäre. Schade, dass vielerorts die Gelder und/oder die Initiative der Entscheidungsträger zu fehlen scheinen. Ja, Pflanzen wären ein guter Anfang. 🙂
Liebe Ulrike, liebe Dorit
geschmunzelt habe ich, als Hänsel und Gretel in diesem Kapitel mit Aladin um die Ecke gebogen sind. Da habe ich Ulrikes Lust am Märchen erkannt. In der von Euch beschriebenen Uni wäre ich gern. Ich habe ja jetzt nach meiner Pensionierung das Vergnügen ‚Studentin‘ der U3L (Universität des 3. Lebensalters) zu sein. Die von Euch geschilderte Ausstattung der Räumlichkeiten hören sich traumhaft an. Wir sitzen auf mindestens 40 Jahre altem Gestühl in ziemlich zerschlissenen Hörsälen. Treppenhäuser und Seminarräume haben die Gemütlichkeit von öffentlichen Schwimmbädern. So ein bisschen Baumhüttengefühl tät gut.
Bin gespannt, wie es weiter geht.
Liebe Grüße
Anne
Vielen Dank liebe Anne! Kann ich mir gut vorstellen, dass die Hörsaalausstattung deiner U3L märchenhaft altertümlich ist. Aber solange die Dozent*innen und Inhalte modern sind, lohnt sich das allemal. 🙂 Du bist jedenfalls mit deinem Blog und Smartphone mitten drinnen im Zahnrad der Zeit.
Liebe Dorit, liebe Arabella,
danke für die interessanten Ideen – die Geschichte wächst und gedeiht! Mir gefällt euer Gefühl für die Selbstverständlichkeit, mit der die Technologien genutzt werden.
Und ich frage mich, ob sich Kibe und Fiona eigentlich schon begegnet sind. Kibe findet sie einmal „zierlicher als ihr Avatar“, Fiona lächelt ab und zu und einmal lachen beide. Aber bisher sind sie, irgendwie wie bei einem Zoobesuch, völlig eingenommen von der Umgebung. Und Fiona will ja auch „ihre“ Orte zeigen (am Schluss den Dachgarten). Ich bin gespannt, wann und wie sie die Rollen „Tourist“ und „Fremdenführerin“ verlassen und freue mich auf weitere Kapitel.
Viele Grüße
Henning
Danke lieber Henning! Das ist ein sehr interessanter Eindruck, dass Kibe und Fiona sich mehr auf ihre Umgebung, als auf ihr Gegenüber zu konzentrieren scheinen. Vielleicht sagt das auch etwas über soziale Interaktionen in einem (virtuell) überfüllten Raum aus?
Dorit und ich freuen uns, wenn du unserer Geschichte weiter folgst. 🙂
Liebe Ulrike, Liebe Dorit,
der Inhalt dieses Kapitels hat mich als Studentin besonders angesprochen, da er sich dem Thema der Lernräume widmet. Der Campus der Zukunft in eurer Geschichte enthält einige Eigenschaften, die ich mir schon heute an der Uni wünschen würde. Beispielsweise der Umweltaspekt und die gemütlichen Sitzgelegenheiten. Ich kenne leider hauptsächlich ungemütliche, zu laute, schlecht klimatisierte, graue Lernorte. Die Frage ist allerdings tatsächlich, wie Sandra schon angesprochen hat, ob in der Zukunft auch mehr Gelder zur Verfügung stehen, um solche Visionen umzusetzen. Ich habe mich allerdings auch beim Lesen des Kapitels gefragt, wie viel Pflege ein solcher Campus benötigt, und wer diese Arbeit übernimmt?
Viele Grüße
Elisa
Vielen Dank liebe Elisa! Ja, da bringst du einen wichtige Aspekt ein. „Ideale“ Räume müssen nicht nur finanziert, sondern auch gepflegt werden. Der Wartungsaufwand ist dort sicherlich höher, als bei einer klassischen Tisch-und-Stuhl-Möblierung. Aber höhere Qualität hat eben ihren Preis. Man kann hoffen, dass Entscheidungsträger verstehen, dass die Investition in gute Studienbedingungen sich lohnt, denn motivierte Studierende erbringen bessere und kreativeres Leistungen – was letztlich auch ein Wirtschaftsfaktor ist/wird (denke ich mal). 🙂
Hallo allerseits,
ja, ich finde auch, dass manche Unis vergessen, dass sie auch was Attraktives bieten müssen, wenn sie gute Wissenschaftler und Studierende „anlocken“ und halten wollen. Manch ein Prof von alter Schule rümpft bei „Wirtschaftsfaktor“ die Nase, aber die Unis müssen aus ihrem Elfenbeinturm raus und sich dem internationalen Wettbewerb stellen. Und gerade der Zustand der Seminarräume, Biblio und weitere Räume fürs Lernen und Aufenthalt sind als Visitenkarte wichtig, dann das ist das Erste, was ich als Studentin wahrnehme.
Gerade wenn ich als berufstätige Fernstudentin einiges an Geld und Zeit in meine Weiterbildung stecke, habe ich eine gewisse Anspruchshaltung und erwarte inspirierende Dozenten und dabei auch moderne Räumlichkeiten, in denen ich mich wohlfühle!
Beste Grüße
Naomi
Vielen Dank liebe Naomi! Ich denke auch, dass Hochschulen sich dem Wettbewerb untereinander stellen sollten und mit hochwertigen Angeboten (hinsichtlich der Lehrenden und auch der Lernräume und -ausstattungen) ihre Studierenden anwerben. Die Kehrseite der Medaille besteht dann aber sicherlich auch aus höheren Studiengebühren bzw. mehr Zugangshürden.
Hallo zusammen,
ich möchte mich hier eurer Meinung anschließen.
Bei uns an der Uni finde ich im Sommer das Campusplus Programm bereits sehr gut – Hängematten, Sitzkissen und Aktivitäten wie Spiele etc.
Allerdings muss ich euch in vielen Punkten recht geben: Ich kenne nur wenige Orte, besonders im Winter, an welchen ich mich wirklich wohlfühle an der Uni.
Ich hoffe, dass wir in der Zukunft mehr Möglichkeiten haben werden uns in der Uni wohl zufühlen – so wohl wie sich Fiona fühlt.
Liebe Grüße,
Michelle
Liebe Ulrike, liebe Dorit,
der arme Kerl, der Kevin kommt auch in dieser modernen Hightech-Welt vor …:-)
Aladin trifft Gretel, natürlich auch Märchen gehören hierher und all das wunderbar und so bildlich beschriebene Szenario macht mir einfach Lust auf Lernen jenseits der heutigen Finanzierbarkeit, die nur solange Illusion und Fiktion bleibt, solange anderes wichtiger ist …
Danke für all diese Denk- und Lern-Impulse,
liebe Grüße,
Sabine
Vielen Dank liebe Sabine! Kevin möchte gerne dein persönlicher Assistent werden – er kann Kaffee kochen und Klatsch übersetzen (in viele Sprachen). 🙂
Hallo!
Witzig, die Vorstellung, dass man in der Zukunft womöglich nicht mehr anhand seines Fotos, sondern anhand seines Avatars verglichen werden könnte.
Aus der Sicht als Studierende muss ich zugeben, dass es sich hierbei um eine absolute Traumvorstellung von Universität handelt. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass dies bereits in 10 Jahren eine Möglichkeit darstellen könnte. Gleichzeitig aber, stellen die beschrieben Arbeitsräume keine realitätsferne Situation dar. Ich muss hierbei insbesondere an die Arbeitsräume von Global Player denken, wie Google. Schließlich ermöglichen diese bereits heute ihren Mitarbeitern unterschiedliche Arten von Work Space, in denen sie sich frei entfalten können. Dadurch sollen insbesondere die Leistung sowie Kreativität stimuliert werden. Als Studierende stellt dies eine abwechslungsreiche Möglichkeit des Lernens dar, welches im beschriebenen Szenario der Uni im vollen Maß ausgeschöpft werden würde.
Liebe Lya,
Danke für deine interessanten Gedanken dazu. Ja, wenn man sich anschaut, was für innovativ konzipierten Arbeitsräume einige Firmen bereits heute haben, sieht man, was alles möglich ist. Und die räumliche Ausstattung muss gar nicht sooo teuer oder „high tech“ sein. Es kommt meiner Meinung nach auf die guten Ideen an, wie man Räume bespielen kann/möchte – und dann findet man ein inspirierendes Design, das bestimmte Aktivitäten ermöglicht und anregt.
Spannend finde ich auch die Möglichkeit, dass man den Raumnutzer*innen einen Fundus von Möbeln, Ausstattungsmaterial, Accessoirs etc zur Verfügung stellt, und sie den (Lern)Raum dann selbst so einrichten können, wie sie ihn haben möchten … und ihn auch fortwährend umgestalten können. Da würde ich gerne mitmachen!
Viele Grüße, Dorit
Liebe Lya, Liebe Dorit,
Ich möchte mich hier kurz einklinken. Gerne hätte ich auch in unserer Universität, dass man die Lernräume so gestalten kann, wie man diesen gerade benötigt.
Es gibt, in den eh schon wenigen Lernräumen, nicht immer ein Whiteboard. Dieses oder auch andere Tools finde ich aber persönlich wichtig, um ein gemeinsames Lernen zu ermöglichen.
Was mir vor kurzem besonders aufgefallen ist, war, dass man keine Möglichkeit hat seine Präsentationen zu üben. Meistens kann man diese nur an seinem Laptop dann zeigen. Dabei kommt man allerdings nicht in die tatsächliche Situation, was mir persönlich allerdings sehr helfen würde. Allerdings weis ich auch, dass Beamer etc sehr teuer sein können…
Wie seht ihr das?
Liebe Grüße,
Michelle
Hallo Michelle!
Ja definitv hast du recht! Das Equipment um prüfungsähnliche Situationen nachzuspielen oder auch um das Vortragen von wichtige Präsentation zu üben, fehlt auf jeden Fall. Ich denke eine gut Ausrüstung an der Universität spielt eine erhebliche Rolle für die Leistung der Studierenden.
Hallo Michelle,
ja, das habe ich auch schon festgestellt. Als wir für ein digitales Projekt einen Pitch aufzeichnen mussten, waren wir – bedingt durch unsere Möglichkeiten an der Uni – gezwungen, das ganze recht dilettantisch aufzuziehen.
Liebe Ulrike, liebe Dorit,
dieses Kapitel hat eine richtige Achterbahnfahrt an Bildern in meinem Kopf ausgelöst. Man fühlt sich schon fast in Kibes Lage versetzt, der den Campus der Ada Lovelace Universität zum ersten Mal mit eigenen Augen sieht und (auf positive Art) „überfordert“ ist mit all dem Neuen, das er kennenlernt.
Mit diesem Kapitel habt ihr jedenfalls ein Bild einer Universität erschaffen, an der es vor Kreativität nur so sprudelt. Besonders die Idee mit den Maker Spaces finde ich gut. Dieses Konzept setzt sich ja auch jetzt schon in Großstädten mehr und mehr durch! Die Vorstellung, dass es an Universitäten in Zukunft große, gut ausgestattete Räume mit modernstem Equipment (ich denke vor allem an 3D Drucker) geben wird, ist schon faszinierend. Man denke an all die Möglichkeiten, die sich den Studierenden damit eröffnen! Für die Entspannung nach der kreativen Herumtoberei in den Maker Spaces und Learning Centers ist an der Ada Lovelace Uni, dank der vielen begrünten und einladenden Areale, auch gesorgt. Tatsächlich würde ich mir das auch für die deutschen Universitäten wünschen – mehr Grün, mehr Licht sollte die Devise lauten.
Ich bin jedenfalls gespannt, was Fiona und Kibe auf diesem modernen Campus erleben werden!
PS: Die Idee, an zwei Tagen nur vegetarisches Essen anzubieten würde aber manchen Studenten bestimmt sauer aufstoßen und nicht lecker vegetarisch, sondern nach Bevormundung schmecken 🙂 Ich denke da an meinen Freund 😀
Liebe Ulrike, Liebe Dorit,
vielen Dank auch für das dritte Kapitel.
Ich muss gestehen, ich bin überwältigt von der ganzen Technik und Landschaft (wahrscheinlich fast genauso wie Kibe ;)). Allerdings muss ich mich hier der Meinung anderer anschließen: Leider ist dieses Kapitel und der Campus sehr utopisch. Ich hoffe, dass wir in der Zukunft allerdings einem Campus nähern, an welchem sich jeder Wohlfühlt.
Als Fiona am Ende ihren Lieblingsort zeigte, musste ich kurz schmunzeln, da mich das sehr an mich selbst erinnert hat. Tatsächlich habe ich auch einen Lieblingsort an der Universität. Ich finde es auch wichtig, so einen Ort zu haben, da ich hier am Produktivsten bin, gerade weil ich mich so wohlfühle.
Vielen Dank für die schönen Einblicke in die Geschichte.
Liebe Grüße,
Michelle
Vielen Dank liebe Michelle für deine interessanten Gedanken. Ich denke auch, dass man besser lernt, wemm man sich in der Lernumgebung wohl fühlt. Wie ein solcher Wohlfühlort aussehen muss, ist jedoch individuell verschieden, so dass eine gute Auswahl unterschiedlicher Räume an der Uni (der Zukunft) wünschenswert wäre.
Liebe Michelle, liebe Denise, liebe Mitlesende,
vielen Dank für eure interessanten Einschätzungen, welche Features für den Campus der Zukunft wünschenswert sind, welche realistisch oder unrealistisch sind und was ihr kritisch seht.
Was „Wohlfühlorte“ angeht, so gibt es sicherlich ein paar Merkmale, die von vielen Menschen geschätzt werden (z. B. einladende Atmophäre, Sauberkeit, gute Luft und Temperierung). Darüber hinaus gibt es jedoch ganz individuelle Präferenzen, die von Person zu Person anders sind. Daher ist es schwierig, auf einem Uni Campus Lern- und Aufenthaltsorte zu schaffen, die allen Nutzer*innen in gleicher Weise gefallen. Hilfreich ist meines Erachtens, wenn verschiedenste Raumtypen zur Auswahl stehen und ich als Nutzerin immer den Raum aufsuche, der zu meinem jetzigen Arbeits-, Kommunikations- oder Entspannungsbedürfnis passt.
Möglich ist auch (wie von euch angesprochen), dass sich ein paar Räume verändern lassen, je nach Bedarf. Die Qualität der Ausstattung ist auch eine Kostenfrage.
In der aktuellen Corona-Krise sind ja viele im Home Office: Ich würde gerne mal überall reinschauen 🙂 und die Leute befragen, warum sie sich ihr „maßgeschneidertes Büro“ gerade so eingerichtet haben … oder was sie noch verbessern möchten.
Viele Grüße an alle
Dorit
Liebe Dorit, liebe Ulrike,
ich finde euer Kapitel über das Learning Center sehr inspirierend. Einige Ansätze finden sich heute schon an den Hochschulen, wenn auch nicht in dieser Häufung. Als Bedarfsplanerin stellt sich mir natürlich auch immer die Frage nach der Auslastung. Ich finde es sinnvoll und wichtig, ein breites Raumportfolio anzubieten, jedoch stehen die Hochschulen immer auch unter dem Druck, dieses möglichst gleichmäßig auszulasten. Hier könnten vielleicht digitale Tools zum Einsatz kommen, die eine gleichmäßige Verteilung der Studierenden in Echtzeit erleichtern. Da Kommunikation, Kooperation und Kreativität im Arbeitsleben eine immer größere Rolle zukommen, stehen die Hochschulen unter Zugzwang ihren Studierenden diese Kompetenzen bereits im Studium zu vermitteln. Dazu bedarf es einer räumlichen Umgebung, die diese Fähigkeiten fördert und stärkt. Dies gelingt in einer angenehmen und individuellen Atmosphäre wohl besser als auf zugigen Fluren und in karg möblierten Foyers. Hinzu kommen die zufälligen Begegnungen auf dem Campus, aus denen sich interessante Diskussionen und Denkanstöße ergeben können und die sich mit der Verweildauer der Studierenden an der Hochschule ebenfalls erhöhen. Die digitale Lehre wird im Zuge der Erfahrungen in der Coronakrise weiter zunehmen und an Selbstverständlichkeit gewinnen. Umso wichtiger werden die Präsenzphasen an den Hochschulen sein und umso intensiver werden sie genutzt werden. Es spricht vieles dafür, zumindest eine Teil der beschriebenen Szenarien an der Hochschule umzusetzen. Ich bin gespannt, was wir in 2030 so alles vorfinden werden.
Vielen Dank liebe Inka. Mit der Organisation und Auslastung der Räumlichkeiten bringtst du einen sehr interessanten neuen Gedanken ein. Ich denke auch, dass man aus der aktuelle Corona-Krise einige neue Erkenntnisse zu Lernräumen schnöpfen kann – zum einen die Vorteile von digitalen Möglichkeiten, aber auch die alternativen Räume im Home Office, die sich die Menschen nun suchen müssen, bringen neue Impulse, welche unkonventionellen Umgebungen auch produktivitätssteigernd sein können.
Liebe Inka,
vielen Dank fürs Einbringen dieser wichtigen Aspekte.
Ich denke auch, dass sich gerade bei einer verstärkten Nutzung von digitalen Tools und virtuellen Räumen die Aufenthaltsqualität und die Nutzungsmöglichkeiten in den physischen Räumen der Hochschule verbessern müssen (damit es sich lohnt, zum Campus zu kommen). Für einige Arten der Kommunikation und Kollaboration werden m.E. auch in Zukunft f2f Settings besser funktionieren als ein Online-Modus. Umso wichtiger wird auch für Studierende der Erwerb der entsprechenden Raumkompetenzen ( -> für jede Aktivität den passenden Raum finden und einrichten), das sehe ich wie du.
Auch der von dir genannte Punkt „Auslastung“ sollte mehr Beachtung finden. Hierbei gibt es ja schon gute Ideen (und mancherorts Umsetzungen), dass die Nutzungsart eines Raums (einer Zone) an zeitliche Phasen gekoppelt ist. So kann z. B. ein Raum in der Bibliothek in Phase 1 für Stillarbeit genutzt werden und in Phase 2 für Gruppenarbeit – je nach Bedarf und Personenaufkommen.
Viele Grüße
Dorit
Der „echte“ Campus gefällt mir sehr gut. Die Autorinnen haben viele geschmackvolle Ideen umgesetzt, mit denen ich mich auch sehr wohlfühlen würde 🙂 Wie im vorherigen Kapitel der Kunstschneewald wird auch hier durch Kunstpflanzen und Fake-Feuer die Natur abgebildet. Ich kann mir auch vorstellen, dass der technikabhängige Zukunfts-Mensch sich weiterhin zur Natur hingezogen fühlt, auch wenn er sie vermutlich immer weniger in natura zu Gesicht bekommt. Der naturverbundene Kibe vermisst entsprechend auch schon bald die echte Natur, die er von seinem Afrika her noch gewohnt ist. Obwohl die Anzahl der Menschen in Zukunft sicherlich noch drastisch steigen wird, bietet der Campus Platz (so scheint es mir) – vielleicht, weil ein Großteil der Studierenden online unterwegs ist.
Die schallgeschützten Lerndörfer in kuscheligen großzügigen Polstermöbeln würde ich am liebsten sofort in Beschlag nehmen 🙂 Aber wie schon in den Kommentaren öfters anklingt, wird wohl auch in der (nahen) Zukunft das Geld für ein hochwertiges Ambiente eher fehlen 😉
Was das Zusammenlernen der Studierenden angeht, habe ich den Eindruck, dass sehr viel Output und Konsum dieser Outputs erfolgt (Kibe, der schnell ein Video erstellt, veröffentlicht und umgehend Dutzende Likes zurückbekommt, öffentliches Mashup-Diskussionsboard) – in der Tat verstehe ich gut, dass die beiden alsbald erschöpft sind – wie lange kann man denn in dieser Wahnsinns „Teilhabe-Geschwindigkeit“ unterwegs sein? Menschen nutzen Roboter, sind aber noch keine 😉