MAIGLOCKE
Warten auf den Glockenton
der das Grün aus seinen Knospen treibt
der die Vögel singen lässt bei Nacht
und den Schläfer neckt zum träumen
Warten auf den Maiverbleib
der die Zeit in der Sonne dehnt
der vom Schweigen uns erlöst
in einer Explosion der Klänge
Mitschwingen im Blätterrausch
der jungen Triebe
mitlachen im kindlichen Übermut
auf dem Spielplatz der Wagnisse
Trinken aus dem Glockenkelch
der Maiversuchung
im weißen Unschuldskleide
das nichts ahnen lässt vom Gift
Endlich alte Hüllen abstreifen
alles probieren
nichts versäumen
lasst Maiheit erklingen
Liebe Ulrike,
ja, schreib ihn her, den Mai, damit er diesen April endlich ordentlich warm ablöst. Da lacht Eugen und weht kräftig übers Land, auch schon wieder vorbei, danke für deine tröstenden Zeilen
liebe Grüße
Sabine
Vielen Dank liebe Sabine! Ja, ich hoffe auch, dass sich Sonne und Wärme endlich mal durchsetzen und alle Bäume ergrünen. 🙂
Hallo liebe Ulrike,
das ist ein wunderschönes Mai-Gedicht, das die unterschiedlichsten Bilder, Düfte und Stimmungen in mir lebendig werden lässt.
Ich habe das Gedicht als innere Reise empfunden: beginnende mit dem hoffnungsvollen Glockenton, der uns aus dem Winterschlaf weckt. Mit der Sonne, dem Grün der Knospen und der Triebe und dem Tanz im Blätterrausch(en) kommen Spielfreude und Wagemut auf. Im Trinken aus dem Goldkelch sehe ich für mich aber keine große Gefahr – eher die Kraft der Verwandlung, „Maiheit“ als Freiheit, Neues auszuprobieren.
LG Dorit
Vielen Dank liebe Dorit! Das hast du sehr schön interpretiert. 🙂 Die Freiheit soll tatsächlich mitklingen. Das Gift muss leider rein, weil Maiglöckchen wirklich giftig sind – außer für Bienen (also als Mensch lieber nur anschauen, als in den Mund stecken).
Ach so, die giftige Seite der Maiglöckchen war mir nicht bekannt – umso interessanter, literarisch sowieso. In der Natur wie im Leben der Menschen fließen Gesundtrunk, Gift und Heilung manchmal ineinander, what a cocktail. Prösterchen! 🙂
Liebe Ulrike,
bei diesem tollen Maiglöckchenbild, meine ich beinahe den , deren Geruch einzuatmen. Ich liebe ihn! Aber irgendwie hat der Mai noch das Aprilgewand übergestreift. Hier in Frankfurt waren es mittags 7 Grad und es gab Blitz und Donner gemischt mit Hagel. Nein, das war ganz und gar nicht nett.
Ich sehne die Maiheit herbei und wünsche mir langen Maiverbleib. Danke für diese wunderbaren Zeilen.
Liebe Grüße
Anne
Vielen Dank liebe Anne! Ja, der April mit seinen Hagelschauern spukt auch in Berlin noch durch den Mai. Hoffe auch, dass sich bald die Maiheit durchsetzt. 🙂