Maiglocke

MAIGLOCKE

Warten auf den Glockenton

der das Grün aus seinen Knospen treibt

der die Vögel singen lässt bei Nacht

und den Schläfer neckt zum träumen

 

Warten auf den Maiverbleib

der die Zeit in der Sonne dehnt

der vom Schweigen uns erlöst

in einer Explosion der Klänge

 

Mitschwingen im Blätterrausch

der jungen Triebe

mitlachen im kindlichen Übermut

auf dem Spielplatz der Wagnisse

 

Trinken aus dem Glockenkelch

der Maiversuchung

im weißen Unschuldskleide

das nichts ahnen lässt vom Gift

 

Endlich alte Hüllen abstreifen

alles probieren

nichts versäumen

lasst Maiheit erklingen

7 Antworten auf „Maiglocke“

  1. Liebe Ulrike,
    ja, schreib ihn her, den Mai, damit er diesen April endlich ordentlich warm ablöst. Da lacht Eugen und weht kräftig übers Land, auch schon wieder vorbei, danke für deine tröstenden Zeilen
    liebe Grüße
    Sabine

    1. Vielen Dank liebe Sabine! Ja, ich hoffe auch, dass sich Sonne und Wärme endlich mal durchsetzen und alle Bäume ergrünen. 🙂

  2. Hallo liebe Ulrike,
    das ist ein wunderschönes Mai-Gedicht, das die unterschiedlichsten Bilder, Düfte und Stimmungen in mir lebendig werden lässt.
    Ich habe das Gedicht als innere Reise empfunden: beginnende mit dem hoffnungsvollen Glockenton, der uns aus dem Winterschlaf weckt. Mit der Sonne, dem Grün der Knospen und der Triebe und dem Tanz im Blätterrausch(en) kommen Spielfreude und Wagemut auf. Im Trinken aus dem Goldkelch sehe ich für mich aber keine große Gefahr – eher die Kraft der Verwandlung, „Maiheit“ als Freiheit, Neues auszuprobieren.
    LG Dorit

    1. Vielen Dank liebe Dorit! Das hast du sehr schön interpretiert. 🙂 Die Freiheit soll tatsächlich mitklingen. Das Gift muss leider rein, weil Maiglöckchen wirklich giftig sind – außer für Bienen (also als Mensch lieber nur anschauen, als in den Mund stecken).

      1. Ach so, die giftige Seite der Maiglöckchen war mir nicht bekannt – umso interessanter, literarisch sowieso. In der Natur wie im Leben der Menschen fließen Gesundtrunk, Gift und Heilung manchmal ineinander, what a cocktail. Prösterchen! 🙂

  3. Liebe Ulrike,
    bei diesem tollen Maiglöckchenbild, meine ich beinahe den , deren Geruch einzuatmen. Ich liebe ihn! Aber irgendwie hat der Mai noch das Aprilgewand übergestreift. Hier in Frankfurt waren es mittags 7 Grad und es gab Blitz und Donner gemischt mit Hagel. Nein, das war ganz und gar nicht nett.
    Ich sehne die Maiheit herbei und wünsche mir langen Maiverbleib. Danke für diese wunderbaren Zeilen.
    Liebe Grüße
    Anne

    1. Vielen Dank liebe Anne! Ja, der April mit seinen Hagelschauern spukt auch in Berlin noch durch den Mai. Hoffe auch, dass sich bald die Maiheit durchsetzt. 🙂

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