Prolog am Mittwoch: Das W von letzter Woche wirft seinen Schatten als M vor mich hin. Eigentlich wollte ich heute an meinem Roman weiter schreiben. Ich hänge durch. Die Musen haben mich verlassen. Meine letzten Zeilen habe ich am Valentinstag geschrieben – 826 Wörter und mitten in der Szene abgebrochen.
Was ist nur passiert? Mein Roman scheint mir zu entgleiten, die Figuren und ihre Geschichte kommen mir bedeutungslos vor. Macht es einen Unterschied, ob ich die Geschichte zu ende führe oder nicht? Lähmende Gedanken.
Doch! Ich will das Finale schreiben – es fehlt auch nicht mehr viel. Ich brauche ein neues Ziel: Bevor der März anbricht, also bis zum nächsten Mittwoch, den 28. Februar 2018, will ich mein Werk vervollständigen (den 1. Entwurf).
Heute morgen rette ich mich erst mal in diesen Blogbeitrag – sobald ich über Musen dichten will, überhäufen sie mich mit ihren Küssen.
Auch meine Buchstaben-Spezialgäste A (allzeit abtauchbereit), V (vage virulent) und W (wohl-ig wundervoll) haben sich eingefunden und wir stimmen gemeinsam als (sparsamer) Griechischer Chor in die Parodos ein:
(Die Leserichtung des Gedichts läuft wie gewohnt von links nach rechts, Zeile für Zeile von oben nach unten. Die Lücken zwischen den Buchstaben symbolisieren auch die Abwesenheit der Musen.)
ANRUFUNG VERLORENER WÖRTER AN MUSEN
ANRUFUNG VERLORENER WÖRTER AN MUSEN
ANRUFUNG VERLORENER WÖRTER AN MUSEN
Exodos am Mittwoch:
Für die Freunde der Sprachspiele in der Ästhetischen Bildung hier die „contraintes“ (habe ich mir selbst zusammen gereimt) für dieses Gedicht:
– in jeder Zeile müssen Wörter mit „M“ vorkommen, die gemeinsam die Form des M annehmen,
– in der ersten Zeile: 2 M-Wörter (für die Spitzen),
– in den folgenden Zeilen: jeweils 4 M-Wörter (auch mehrere M’s im selben Wort erlaubt, besonders wichtig in den Spitzen, da sie eng zusammen stehen müssen) und
– in der letzten Zeile: 3 M-Wörter (für die Standbeine).
Ob die Musen wohl unsere Anrufungen erhören und mich in den nächsten Tagen durch mein Roman-Finale tragen?