Wenn die Prinzessin zur Magd wird und die Dragqueen der großen Liebe entgegen stöckelt – beliebte Tropes in Literatur und Film

Gute Geschichten greifen oft auf wiederkehrende Umstände, Figurentypen oder Beziehungskonstellationen zurück, die den Lesenden oder Zuschauenden bekannt und bei ihnen beliebt sind. Diese Erzählmuster nennt man „Tropes“.

Hier möchte ich dir einige meiner liebsten Tropes aus Büchern und Filmen vorstellen, die ich auch schon selbst in meinen Romanen eingesetzt habe.

Princess goes slumming und der Prinz wird zum Schweinehirt

Einer meiner liebsten Tropes ist „Princess goes slumming“ und „Der Prinz wird zum Schweinehirt“. Hier befindet sich die Heldin/der Held in einer privilegierten Postion (früher adelig, heutzutage superreich), dabei jedoch gefangen im goldenen Käfig. Sie träumt davon, einmal das simple und unbeschwerte Leben kennenzulernen. So schlüpft sie in die Rolle eines „Normalos“ und mischt sich unter das „einfache Volk“.

Goldie Hawn im Film „Overboard“

Dabei verliebt sie sich verbotenerweise in jemanden unter ihrem Stand. Diese Geschichten lösen sich meist märchenhaft auf, denn wenn die wahre Identität und Stellung des Verkleideten enthüllt wird, ist dessen Reichtum kein Hindernis mehr für die Liebenden, sondern ein Bonus. Das Romantische daran: Die Liebe der niedriger gestellten Person ist blind entstanden, also ohne den Anreiz des Aufstiegs in den höheren Stand – diese Liebe erscheint somit besonders rein.

Filmklassiker „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“

Einer meiner liebsten Filmklassiker ist „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“ (1953) mit der bezaubernden Audrey Hepburn als Prinzessin, die ihren Pflichten entflieht und einen Tag in Rom als normales Mädchen zusammen mit einem Journalisten (Gregory Peck) verbringt, der eine Enthüllungsstory über sie schreiben will (sie ahnt nicht, dass er ihr Inkognito durchschaut hat). Befreit von allen Zwängen schleckt sie genüsslich Eis, lässt sich eine Kurzhaarfrisur schneiden und düst auf einer Vespa durch Rom. Es gibt einige innige Küsse und einen bitter-süßen Abschied, denn die Prinzessin und der Bürgerliche dürfen eben doch nicht heiraten.

Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“

Wunderbar witzig ist die Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“ (1987) mit Goldie Hawn als Millionärin auf einer Luxusyacht, die den Handwerker Kurt Russell herum kommandiert. Als sie über Bord geht und ihr Gedächtnis verliert, wittert er seine Chance auf Rache und behauptet, ihr Ehemann zu sein. Die verwöhnte Lady muss nun im Schlabberkittel seine freche Kinderschar versorgen und den Haushalt machen. Doch in der Armut lernt sie erstmalig die Liebe kennen. Die geläuterte „Prinzessin“ wird mit einem Happy End belohnt.

Mein Liebesroman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“

Auch in meinem LiebesromanDas kleine Kräutercafé – Herzkirschen (erscheint am 31. August 2023) spielen der Standesunterschied und eine Verwechslung eine Rolle, denn die Protagonistin Natália ist eigentlich nur Köchin und Putzfrau, doch der reiche Banker Robert hält sie irrtümlich für eine „ebenbürtige“ Kollegin.

Lange Tradition: Der Strandesunterschied trennt das Liebespaar

Das Hindernis des Standesunterschieds war in früheren Zeiten für Liebende noch höher, so dass dieser Trope sich bereits im 18. und 19. Jahrhundert bei den Schriftstellern großer Beliebtheit erfreute. So lässt Friedrich Schiller in seinem Drama „Kabale und Liebe“ (1784) den Adelssohn Ferdinand von Walter sich der bürgerlichen Louise Miller in der Verkleidung eines Bürgerlichen annähern. Erst, wenn Ferdinands Vater von der Mesalliance erfährt, stellt es sich gegen die Verbindung und eine Reihe von Intrigen führt schließlich zum tragischen Tod der Liebenden, die sich gegenseitig vergiften.

Auch in Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“ von 1851 (die auf Victor Hugos: „Le roi s’amuse“ basiert) stellt sich der Herzog von Mantua seiner verehrten Gilda (Tochter des Hofnarrs) als armer Student vor und gewinnt damit ihr Vertrauen. Auch in der Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea, 1902) gibt sich Maurizio, Graf von Sachsen, als einfacher Offizier aus, wenn er mit der Schauspielerin Adriana anbandelt. In beiden Opern endet die Affäre mit dem Tod der getäuschten Frau.

Jonas Kaufmann und Angela Gheorghiu in „Adriana Lecouvreur“ am Royal Opera House 2010.

Weniger dramatisch, dafür umso witziger geht es im Hollywoodfilm Let’s make love (1960) zu, in dem sich ein Millionär (Yves Montand) unter eine Schauspielgruppe mischt und das gutherzigen und sexy Showgirl (Marilyn Monroe) verführt.

Frau in Männerkleidung und Mann in drag

Ein weiterer persönlicher Favorit unter den Tropes ist die Frau in Männerkleidung oder der Mann „dressed as girl“ (drag). Hieraus ergeben sich wunderbar romantische (die unmögliche Liebe) und auch komödiantische Situationen.

Toni Curtis und Jack Lemmon im Film „Some like it hot“

Bereits Shakespeare hat mit dieser Geschlechterverwirrung gespielt in „Twelfth Night“ („Was ihr wollt“) – Viola strandet in einem fremden Land, verkleidet sich als Diener und tritt in den Dienst des Herzogs von Orsino ein, in den sie sich verbotenerweise verliebt. Und auch im Film „Shakespeare in Love“ (1998) verwandelt sich die adelige Viola (Gwyneth Paltrow) in einen Schauspieler, um auf der Bühne stehen zu können – zwischen ihr und dem Poeten Shakespeare funkt es gewaltig.

Kein Wunder also, dass ich diesen Trope genussvoll in meinem bald erscheinenden Roman Im Takt ihrer Träume aufgegriffen habe: Hier schlüpft die Dirigentin Johanna in die Rolle eines Mannes, um ihren Traumberuf ausüben zu können. Aber dann kommt ihr die Liebe in Gestalt des leidenschaftlichen Kollegen Eduardo in die Quere.

Wo wir schon in der Opernwelt sind: Auch in „Arabella“ von Richard Strauss muss die jüngere Schwester Zdenka als Knabe herumlaufen, weil die verarmten Eltern nur die schöne Arabella standesgemäß in die feine Gesellschaft einführen können. Zdenka ist heimlich verliebt in Matteo, der eigentlich für Arabella schwärmt, aber mit ihrem „Bruder“ so manche Vertraulichkeit austauscht.

Wenn Männer in drag herumstöckeln, wird es immer turbulent, wie in der herrlichen Filmkomödie „Some like it hot“ (1959) mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Toni Curtis. Sicher kennst du auch „Tootsie“ (1982) und „Mrs. Doubtfire“ (1993). In all diesen Geschichten bekommt der Mann als „beste Freundin“ seiner Angebeteten immer einen besonderen Zugang zu ihr und lernt sie durch die eigene Frauenrolle besser verstehen.

Magst du auch Geschichten, die mit dem Geschlechterrollentausch oder mit dem Standesunterschied (Prinzessin wird zur Magd) spielen? Welche Bücher und Filme mit diesen Tropes kennst du noch?

Übrigens gibt es noch einige weitere Tropes in (Liebes-) Geschichten:

  • Enemies / Rivals to lovers (z.B. „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen. Von beruflichen Rivalen zu Liebenden: „You’ve got mail“ mit Meg Ryan & Tom Hanks)
  • Fake dating (z.B. „Selbst ist die Braut“ mit Sandra Bullock & Ryan Reynolds, „Wedding Date“ mit Debra Messing & Dermot Mulroney, „Green Card“ mit Gérard Depardieu & Andie MacDowell)
  • Die Wette (Variante von fake dating) (z.B. „Wie werde ich ihn los in 10 Tage“, „10 Dinge, die ich an dir hasse“)
  • Vom Aschenputtel zur Prinzessin / hässliches Entlein zum schönen Schwan (z.B. in „Pretty Woman“, „My fair Lady“ und „Sabrina“ mit Audrey Hepburn, „Plötzlich Prinzessin“)
  • Mauerblümchen (Wallflower) (z.B. Fanny Price in „Mansfield Park“ von Jane Austen, Baby in „Dirty Dancing“, Will (Hugh Grant) in „Notting Hill“)
  • Strangers to lovers (z.B. „Titanic“, „Before Sunrise“)
  • Friends to lovers (z.B. „Emma“ von Jane Austen und „Harry und Sally“ mit Meg Ryan & Billy Crystal)
  • Love triangle (z.B. „Die Hochzeit meines besten Freundes“ mit Julia Roberts, Cameron Diaz & Dermot Mulroney, „Bridget Jones“, „Vicky Christina Barcelona“, „Ein unmoralisches Angebot“, „Tequila Sunrise“, „Vom Winde verweht“)
  • Second chance (z.B. erfolgreiche Großstädterin kehrt in ihr Heimatdorf zurück und trifft ihre Jugendliebe wieder wie in „Sweet Home Alabama“ mit Reese Witherspoon)
  • Forced proximity – erzwungene Nähe u.a. eingeschlossen sein oder aneinander gekettet, gemeinsamer Auftrag, Roadtrip (z.B. „Speed“, „The Mountain between us – Zwischen zwei Leben“, „Passengers“ – Mann und Frau alleine in einem Raumschiff, „Der Kautions-Cop“, „So spielt das Leben„, wo sich Mann und Frau, die sich nicht leiden können, gemeinsam um ein Baby kümmern müssen, „Der Duft der Frauen“ – ein Collegejunge soll auf einen blinden Mann aufpassen – mit Al Pacino & Chris O’Donnell)
  • Only one bed – zusammen in einem Bett (z.B. „Verlobung auf Umwegen„, „Selbst ist die Braut„, „In einem fernen Land“ mit Tom Cruise & Nicole Kidman)
  • Verbotene Liebe (z.B. Priester, Lehrer:in, Stiefvater wie in „Lolita“, oder Bruder /Schwester der/s eigenen Verlobten, z.B. „Die Familie Stone„)
  • Boss Romance / Office Romance spielt auch mit der verbotenen Liebe und einem Standesunterschied, denn eine Person des Paares ist der Chef/die Chefin (z.B. „Top Gun“ wo Tom Cruise eine Liaison mit seiner Ausbilderin Kelly McGillis eingeht, „Was Frauen wollen“ mit Mel Gibson & Helen Hunt, „Ein Chef zum Verlieben“ mit Sandra Bullock & Hugh Grant)
  • Heimliche Beziehung (z.B. „Romeo und Julia“, „Brokeback Mountain“, „Abbitte“)
  • Found family – die Wahlfamilie, d.h. eine Gruppe von Menschen findet sich zu einer neuen Familie zusammen, ohne biologisch miteinaner verwandt zu sein  (z.B. „Zusammen ist man weniger allein“ (Originaltitel: Ensemble, c’est tout), Film mit Audrey Tautou, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anna Gavalda (2004), „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“ mit Hugh Grant & Nicholas Hoult & Toni Collette, „Harry Potter“, „Die Tribute von Panem“)
  • Soulmates – Seelenverwandte (z.B.  „Der Pferdeflüsterer“, „Sleepless in Seattle“, „Ghost“, „Bridges of Madison County – Die Brücken am Fluss“)
  • Briefe von einem Fremden / aus der Vergangenheit / von einem Verstorbenen (z.B. „Message in a bottle – Der Beginn einer großen Liebe“ von Nicholas Sparks, „P.S. I love you„, „Briefe an Julia“)
  • Tödliche Krankheit verkürzt die Zeit, die die Liebenden miteinander haben. Manchmal verliebt sich dabei die Krankenschwester in ihren Patienten (z.B. „Entscheidung aus Liebe“ mit Julia Roberts, „Love Story“, „Sweet November“, „Ein ganzes halbes Jahr“ – Film nach dem Roman von Jojo Moyes)
  • Gedächtnisverlust (z.B. „Für immer Liebe„, „Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“, „Vergiss mein nicht“, „Good Bye, Lenin“, „Hangover“; im Spannungs-Genre: „Bourne Identity“, „Ich. Darf. Nicht. Schlafen“, „Memento“, „Mulholland Drive“, „Spellbound – Ich kämpfe um dich“ mit Ingrid Bergmann & Gregory Peck)
  • Familienfeier / Thanksgiving / Essen mit Freunden läuft aus dem Ruder (z.B. „Die Familie Stone“, „Im August in Osage County“ und „Familiensache“ beide mit Meryl Streep, „Das perfekte Geheimnis“, „Der Vorname“)
  • Böse Schwiegereltern (z.B. „Meine Braut, ihr Vater und ich“ mit Robert de Niro, „Das Schwiegermonster“ mit Jane Fonda)

Froschputtel oder Aschenprinz – Mein Beitrag zum Poetry-Slam-Wettbewerb

Das StudierendenWERK Berlin hat den Wettbewerb „Mix it! Spoken Word & Slam“ ausgeschrieben und ich habe die Herausforderungs angenommen. Die Slam Poeten präsentieren ihre Texte wegen Corona nicht in einer Live-Bühnenshow (die für den 23. April angesetzt war), sondern Online. Ein Publikum samt Abstimmung gibt es trotzdem und der oder die Sieger*in zieht ins Finale ein. Ihr dürft mir Hals-und-Reim-Bruch wünschen.

Hier könnt ihr euch das Video mit allen 8 Texten der Slam Poeten anschauen:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=5&v=xEkiJujoknU&feature=emb_logo

Wenn ihr nur meinen Beitrag ansehen möchtet, könnt ihr das auch auf meinem youtube-Kanal tun:

https://www.youtube.com/watch?v=TQHejYFIr7M

ABSTIMMEN (man kann 2 Stimmen für 2 Favorit*innen vergeben – ich hoffe, eine davon schenkt ihr mir, wenn euch mein Text gefallen hat) könnt ihr H I E R.

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Irgendwann im März habe ich mir zu mitternächtlicher Stunde Gedanken zu einem möglichen Text gemacht und bin schnell auf eines meiner Lieblingsthemen gekommen: das Märchen. Was passt dazu? Die ewige Suche nach dem Traumprinzen. Aus eigener Online-Dating-Erfahrung kann ich so einigen Honig saugen. Also habe ich in einem Brainstorming (Sprich-) Wörter rund um diese Themen in meinem Inkubations-Journal gesammelt und dort einige Wochen reifen lassen.

Als der Abgabetermin näher rückte, habe ich die Textfragmente dann in ein Dokument eingetippt und einige Abende lang daran gewerkelt. Zunächst eine Struktur mit Strophen und Refrain (der sich 3 Mal wiederholt – wie es sich im Märchen gehört). Im Feinschliff habe ich mir den Text selbst vorgelesen und mit dem Diktiergerät zur Selbstkontrolle aufgenommen und an den Reimen gefeilt.

Schließlich war mein Text fertig. Voilà:

Froschputtel oder Aschenprinz

Bildschirm, Bildschirm in der Hand:

Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Tinder hin und Tinder her

alles was ich begehr‘

die Guten nach Rechts

die Schlechten nach Links

ob Froschputtel oder Aschenprinz

du bist mein Traumtyp stimmt’s?

Mit den Fingerchen tipp tipp tipp

mit dem Köpfchen nick nick nick

mal macht es BAM

mal heißt es SPAM

viele Kandidaten möglichst schnell

rundherum so geht das Dating Karussell

 

Ich bin nicht wählerisch und schon gar nicht grimmig

will nur in Frau Holles Wolken schweben

meine Träume ausschütteln und Schleier weben

für Mr. Perfect lasse ich mein Haar herunter und reiche ihm die Hand

und folge den Brotkrumen bis zu seinem Schloss aus Sand

 

BLING BLING – ein Match – und digitale Herzen schlagen höher

Nachricht von Strahlemann76:

„Knusper knusper süßes Mäuschen

bin bei deinem Foto ganz aus dem Häuschen“

In seinem Profil ist er nicht allzu bescheiden

kann mich an allerlei Informationen weiden:

„Bin ein toller Mann mit ganz viel drin und dran

völlig behaart wie König Drosselbart

nur ungepaart und sehr apart

im Café treffen wir uns zum Start

dann gerne schnickel-schnackel oder so was ist der Art“

 

Ach, das ist mir viel zu stoppelig und womöglich hoppelig

The search must go on!

 

Bildschirm, Bildschirm in der Hand:

Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Tinder hin und Tinder her

alles was ich begehr‘

die Guten nach Rechts

die Schlechten nach Links

ob Froschputtel oder Aschenprinz

du bist mein Traumtyp stimmt’s?

Mit den Fingerchen tipp tipp tipp

mit dem Köpfchen nick nick nick

mal macht es BAM

mal heißt es SPAM

viele Kandidaten möglichst schnell

rundherum so geht das Dating Karussell

 

Ich bin nicht wählerisch und schon gar nicht grimmig

ob Banker oder Denker

Bürohengst oder Nachtgespenst

Autofreak oder Fahrraddieb

Traumtänzer oder Schulschwänzer

will frei wählen ohne rasten und rosten

im Abo vom Apfel der Versuchung kosten

 

BLING BLING – ein Match – und digitale Herzen schlagen höher

Nachricht von Do-it-your-self-Nick:

„Hi Prinzessin, wo drückt dir der Schuh

lass uns verschwinden im Nu

hinter den sieben Bergen

in Federbetten statt in gläsernen Särgen

ich komme hoch zu Ross und mit Kondom

befreie dich vom Schneewittchen-Syndrom“

 

Ach, das ist mir viel zu viel zu offensiv und womöglich invasiv

The search must go on!

 

Bildschirm, Bildschirm in der Hand:

Wer ist der Schönste im ganzen Land?

Tinder hin und Tinder her

alles was ich begehr‘

die Guten nach Rechts

die Schlechten nach Links

ob Froschputtel oder Aschenprinz

du bist mein Traumtyp stimmt’s?

Mit den Fingerchen tipp tipp tipp

mit dem Köpfchen nick nick nick

mal macht es BAM

mal heißt es SPAM

viele Kandidaten möglichst schnell

rundherum so geht das Dating Karussell

 

Ich bin nicht wählerisch und schon gar nicht grimmig

will Goldmarie heißen und das Pech vergessen

will mit dem bösen Wolf Kreide essen

mich mit Siebenmeilenstiefeln im Wettlauf messen

und wenn sich Dornen in Rosen verwandeln

kann ich mit Bock oder Gärtner anbandeln

 

BLING BLING – ein Match – und digitale Herzen schlagen höher

Nachricht von André Ass:

„Hi Kuschelmaus, traust du dich zu mir hinaus?

Ich bin ein toller Hecht, frag nur Meister Specht

Sollst kein armes Schneiderlein kriegen

kann Finanzriesen besiegen

Steine auspressen und Sterntaler aufwiegen

schenke mir deinen Kuss – das ist leider ein Muss

dann werde ich fröhlich unter den Fröschen dein König“

 

Ach, das ist mir viel zu viel zu historisch und allzu metaphorisch

The search must go on!

 

Mit den Fingerchen tipp tipp tipp

mit dem Köpfchen nick nick nick

mal macht es BAM

mal heißt es SPAM

viele Kandidaten möglichst schnell

rundherum so geht das Dating Karussell

 

BLING BLING – sieben auf einen Streich

ein Hallo von Mr. Lück

ein Ciao von Hans-im-Unglück

ein Hi von StatusX und liebe Grüße von Perhaps

Taufrisch (51) sendet sieben Bilder

Partylöwe (33) mag es offensichtlich wilder

Do-it-your-self-Nick hat Datenstau

und André Ass sucht keine Frau

Alles gibt es auf dem Single-Markt der

Online-Prinzen und der Tinder-Troubadoure:

tätowiert, manikürt, kultiviert, rasiert

manieriert, maskiert, blasiert, triebregiert

epiliert, motiviert, motorisiert, aphrodisiert

mal reserviert, mal erotisiert und selten gut frisiert

Ich bin nicht wählerisch und schon gar nicht grimmig

bin die Prinzessin, die jede Erbse im Rücken spürt

schlafe auf dutzend Matratzen so wie es mir gebührt

aber ist dein Apfel der Versuchung giftig

ist mir jede Ausrede recht und triftig

hilft auch kein Tischlein-Deck-Dich-Zauber

werden aus Topf und Deckel keine Turteltauber

und wenn der Brautschuh mir nicht gefällt

dann gebe ich schleunigst Fersengeld

Flirte inkognito und noch lange nicht in Weiß

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Aschenputtel heiß

 

The search must go on!

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann daten sie noch heute!

 

Dann kam die nächste Herausforderung: Meine Performance auf Video aufzunehmen. Ich musste als Regisseurin, Kamerafrau und Stylistin in Personalunion in Aktion treten.

MITTWOCH, 22 April

Dazu habe ich am Vorabend der Einsende-Deadline mein Wohnzimmer in ein Filmset verwandelt, oder besser gesagt: händeringend nach einem geeigneten Hintergrund gesucht und mit verschiedenen Lichtquellen experimentiert. Schließlich habe ich mich für die bunten Holztüren meiner Kommode entschieden (vor die ich mich im Schneidersitz auf ein Kissen platzieren musste). Schwierig war es auch, für meine Spiegelreflexkamera (mit Videofunktion) mangels Stativ einen festen Standort in der richtigen Höhe zu finden – dazu musste mein Couchtisch herhalten. Nachdem ich drei Mal mein Outfit gewechselt hatte, saß ich also auf meinem Kissen (nachdem ich vorher auf den „Record“-Knopf gedrückt und eiligst vor die Kamera gehechtet bin) und habe meinen Text vom Smartphone abgelesen  (passt ja zu „Bildschirm Bildschirm in der Hand“ in meinem Vortrag) – der mein Gesicht von unten in ein zartes Blaulicht tauchte. Dabei habe ich Blickkontakt mit der Linse gesucht und meinem stummen Beobachter möglichst animiert die Geschichte erzählt. Ich habe drei Durchgänge gemacht – beim Ersten brummte der Kühlschrank geltungssüchtig dazwischen – wobei ich beim Sprechen jedes Mal lebendiger wurde, so dass ich schließlich den dritten „Take“ ausgewählt habe.

DONNERSTAG, 23. April

Am nächsten Tag erwartete mich eine wahre Daten-Odysee: Meine Kamera hat die Videos im MOV-Format aufgenommen, in sehr hoher Auflösung, d.h. es galt ein mega schweres Datenpaket von 2,55 GB  zu versenden. „We Transfer“ und meine Dropbox traten in Streik – Datenvolumen zu hoch. Versuche, ein kostenloses Programm zum Konvertieren und Verkleinern zu finden, scheiterten. Schließlich gab mir die nette Ansprechpartnerin vom StudierendenWerk (die ich verzweifelt anmailte) den Tipp, es mit dem Schweizer Anbieter „we send it“ zu versuchen. Ja, bis 5 GB möglich. Also Video hochladen und los… S E C H S Stunden später und unzählige ruppige Wiedererweckungen meines Laptops, der ständig in seinen Dornröschen-Sleepmodus verfiel, wenn ich ihn mal alleine ließ: „Das Video steht dem Empfänger zum Download zur Verfügung.“ Seufz.

Aber der nächste Rückschlag nahte schon. Ich habe dann zum Test das Video selbst auf meinem eigenen (neu eingerichteten) YOUTUBE-Kanal hochgeladen (hat „nur“ 3 Stunden gedauert). Das Ergenis: Das Video ist nicht lippensynchron: Je länger es läuft (8 min), desto mehr hängen Lippen und Mimik hinterher. Das kann man sich nicht anschauen! Wenn es beim Upload von den Leuten des StudierendenWERKS auch zu diesem Effekt kommt, dann kann ich mir meinen Slam an den Hut stecken.

Außerdem gibt es beim Abspielen einige Tonausfälle /Kratzer – auch wenn ich das Video von meinem PC abspiele, je nachdem mit welchem Player. UUUUUURRRRRRRGGGGGHHHHHH!!!! Die Technik hat sich gegen mich verschworen. Ich überlege ernsthaft, ein komplett neues Video aufzunehmen, vielleicht mit dem Handy und bei Tageslicht. Aber habe ich dazu die Energie?

OOOOOOHHHHHHMMMMMMMM.

FREITAG, 24. April

Ich finde nun doch ein Konvertierungssprogramm und starte ungezählte (okay, es waren 5) Durchläufe der Umwandlung in mp4, mit unterschiedlichem Erfolg (mal ist die Tonspur verhunzt, mal geht beim Schneiden der letzte Satz verloren). Endlich bekomme ich eine perfekte Version hin – sie wiegt nur noch schlanke 418 MB und alles läuft rund. Sogar das Hochladen auf youtube gelingt ohne Reibungsverluste. Dann nochmal über Wesendit senden (geht innerhalb von 30 Minuten durch). HAAAAALLLLEEEELUUUUUJJJAAAAAA!

Ich freue mich auf die Zeiten eines Live-Auftritts! 8 Minuten, statt 8 Stunden Technik-Qualen.

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