Blaulichtpirat

Wieder hat meine Schreibfreundin Mo eine tolle Collage aus Worten und Bildern erstellt, die mich zu folgendem Gedicht inspiriert hat:

Blaulichtpirat

Wie es wohl wäre

unter Wasser zu leben

an tintenschwarzen Tagen

für einen Lichtschimmer

als Blaulichtpirat

 

Wie es wohl wäre

dem Strudel zu folgen

mit tosendem Ahoi

um Meer zu sein

als Blaulichtpirat

 

Wie es wohl wäre

die Luft anzuhalten

lange genug um Sterne zu sehen

im Dunkel der Ohnmacht

als Blaulichtpirat

 

Welche Assoziationen löst das geheimnisvolle Wort „Blaulichtpirat“ bei dir aus? Wenn du auch ein Gedicht beisteuern möchtest, nur zu: Schreibe deinen Text in den Kommentar und ich füge ihn gerne hier ein.

Hier eine wundervoll leuchtende lyrische Antwort von Mo:

Blaulichtpirat – Versuch einer Antwort

An immerschwarzen Tintentagen
trag ich gelassen
meinen eigenen Schimmer Licht vor mir her
bin Blaulichtpirat
erleuchte das Meer

Im Strudel des Lebens
halt ich mich fest
an meinem eigenen Stern
er leuchtet für mich
bin Blaulichtpirat
& teile mein Licht

Die Ohnmacht im Dunkel
kenne ich gut
manchmal nimmt sie mir den Atem
aber niemals den Mut
er ist die Glut
in meiner Laterne
bin Blaulichtpirat
ein Leuchtfeuer im Meer der Sterne

„Kawumm“ – leise bis laute Lyrik

Meine Schreibfreundin Mo hat eine wunderbare Collage erstellt, die mich zu diesem Gedicht inspiriert hat – gut genießbar als Medizin gegen Melancholie. Danke Mo für die Wörter und Bilder!

Ich wünsche euch einen farbenprächtigen November.

 

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BITTE

zwischen den Zeilen

brennt ein Leuchtfeuer

im Raktenstart der Farben

die sternklare Nächte

blass erscheinen lassen

zwischen einatmen

und ausatmen

macht es

wundersam wild

KAWUMM

bist du schon geheilt?

Brombeere – lyrische Hoffnung

„Hoffnung“ lautet das Thema des Gedichtwettbewerbs 2021 der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte. Ich habe hierzu mein Gedicht „Brombeere“ eingereicht, was es sogar unter mehreren tausend eingereichten Beiträgen unter die Auswahl der Jury zur Veröffentlichung in der Anthologie „Ausgewählte Werke XXIV“ geschafft hat. Viel Freude beim Entdecken:

Brombeere

Ein Dornenstrauch

der noch nie geblüht noch nie

eine Frucht hervorgebracht hat

steht auf Sand

 

Du wartest

auf die erste Brombeere

die wundersam wachsen wird

aus diesem Stand

 

Dein Frühling ist vorüber

Hellgrün welkt dahin

in gleißender Sonne

wird zu Staub

 

Du fragst dich

ob aus Ödnis wieder Eden werden kann

im lilaroten Herbst

zur Erntezeit

 

ENDLICH

 

Eine Brombeere

ziert die Dornen mehr als Lorbeer

deine Hand zerstochen

deine Zunge dunkelrot

 

Fruchtiger Lohn

am Ende der Dürre

schließt sich der Bogen

aus Brombeerhoffnung

Welche Gefühle und Erinnerungen verbindet ihr mit der Brombeere?

Maiglocke

MAIGLOCKE

Warten auf den Glockenton

der das Grün aus seinen Knospen treibt

der die Vögel singen lässt bei Nacht

und den Schläfer neckt zum träumen

 

Warten auf den Maiverbleib

der die Zeit in der Sonne dehnt

der vom Schweigen uns erlöst

in einer Explosion der Klänge

 

Mitschwingen im Blätterrausch

der jungen Triebe

mitlachen im kindlichen Übermut

auf dem Spielplatz der Wagnisse

 

Trinken aus dem Glockenkelch

der Maiversuchung

im weißen Unschuldskleide

das nichts ahnen lässt vom Gift

 

Endlich alte Hüllen abstreifen

alles probieren

nichts versäumen

lasst Maiheit erklingen

Von Milchmomenten und einer sanften Wunderwaffe

Ich habe mal meine Wörterschatztruhe ausgeleert und vor mir ausgebreitet und schon haben sich Imaginationsfäden zu Gedichtcollagen verwoben.

Hier mein Wörterfundus – den ich aus Zeitschriften aus Drogeriemarkt und Bioladen ausgeschnitten habe – es sind Wörter und Halbsätze, die mich irgendwie angesprochen haben.

Daraus ist dieses Gedicht entstanden.

Collage 1 (im Original): Ungezähmte Seele

Nach dem Fotostudio:

Collage 2 (im Original): Wenn wir mutig wären

Nach einer Farbkur:

Welche Gedanken ruft dieser Wörterreigen in euch hervor?

Lyrischer Jahreswechsel 2020/2021

Ich hoffe, ihr seid alle gut und gesund ins Jahr 2021 gerutscht. Zumindest an Wünschen und Hoffnungen wird es im neuen Jahr nicht mangeln. Habe mich an eine lyrische Rückschau und Vorschau gewagt:

2020/2021

Kann es kaum erwarten

das Kalenderblatt zu wenden

doch vor dem Nimmerwiedersehen

verschwende einen Blick zurück

 

Nicht nur die Jugend ist lost

im endlosen Erdenjammer

sauge Nachrichten wie Nektar

süchtig nach Schauderschrecken

 

Beim Homeschooling kochen

vor dem Bildschirm in Serie sitzen

grüne Daumen wachsen lassen

Fenster offen und hoffen und zoffen

 

Bin eine Mondscheinjägerin

verschollen im sengenden Sonnenschein

gestrandet im Homeoffice mit Echohall

gefangen im Raster der Rettungsroutine

 

Zoom-out 2020

Zoom-in 2021

 

Willkommen Hoffnungsjahr

Gib mir

einen Ölwechsel für den Optimismus

Gib mir

eine Spritze zur Gemütsaufklarung

Gib mir

eine Armverlängerung zur Weltumarmung

 

Lass mich emporflügeln und übermüpfig

die Lichtgrenze überfliegen

lass mich ins Fantastische spekulieren

und Wundergesundland anpeilen

 

Lass mich froherschrocken

dem Blütenschaum entgegen segeln

und die Masken fallen lassen

bin immun gegen meinen Mutverfall

 

Blogparade: Osterei-Elfchen mit O + Ei

Liebe Osterfreundinnen und -freunde! Weil die Ostereiersuche in diesem Jahr wegen – ihr wisst schon – nur eingeschränkt stattfinden kann, dürft ihr euch umso freudiger auf Wörtersuche machen. Die Aufgabe lautet: Schreibe ein Elfchen rund um das Osterei mit contrainte, also mit einer selbst auferlegten sprachlichen Beschränkung: Ihr dürft nur Wörter mit den Vokalen „o“, „e“ und „i“ verwenden, d.h. „a“ und „u“ sind TABU.

Ich freue mich auf zahlreiche Beiträge von euch! Die Blogparade läuft bis Ostermontag. Wer keinen eigenen Blog hat, der kann seine Kreationen gerne hier als Kommentar posten.

Hier sind meine bunten Wörter-Eier:

Morgensonne

weckt Ostereitoberei

Tochter wie Sohne

entdecken froh im Wiesenversteck

Schokowonne

 

Einerlei

ob Henne

oder Meister Hoppel

eilen ostereischleppend herbei so

regenbogenfroh

 

Hochzeit

dem Wetter

befohlen vom Osterhimmel

weder Gewitter noch Regen

Eiersegen

 

Ooooohweiiiii

Meister Hoppel

in großer Not

im Polizeiverhör wegen Eierliköreigendosis

Hochprozentigdoppelhoppel

Die Parade ist los gehoppelt:

Wo versteckte
der Osterbote
meinen Schokopreis?
Dort schimmert er im Klee!

Ich beiße rein
und schmecke
ollen Eigelbschleim
wo ich Schokoschmelz erhoffte!

Ostern
Frische Wiesen
Hier ein Nest
Fröhlich singen die Kinder
Heiterkeit

Heiterkeit
Helle Vogelstimmen
Begleiten diese Lieder
Seeliges Kindheitsgedenken birgt Frieden
Innerlichkeit

Innerlichkeit
Mein Reichtum
Liebevoll coloriert honoriert
Keimzelle der Freude immer
Ressource

  • Bei Sonja sehnt sich die SchrEIberin nach österlichem Eis:

Oweih,
welch Schreiber-Ei!
Schriftstellers Ostergeschichten
Erfinden lesen schreiben zoomen
Dichten

Spielideen
selbst kreiert
Kein Corona Stoff!
Lieber coole tolle Osterelfchen
schneidern

Osterfest
Eier roh
oder doch kochen?
Pinseln bleu-rot flieder gelb
Osterheld!

Ostern
Kinder Ferienzeit
Kopf geht reisen.
Eier pinseln, Briefe schreiben.
Fröhlichkeit!

Spitzenwetter!
Trotz Kleingeld
ohne Cookie-Eis.
Wo bleibt mein leckerschlecker
Eis r e t t e r ?

 

Blogparade eindeutig-uneindeutig: Ambivalenter Abstand

Mein Schreibgefährte Urs hat zu einer Blogparade mit dem Thema: „eindeutig-uneindeutig: Ambivalenz schreiben“ eingeladen:  „Aus aktuellem Anlass empfinden wir wohl alle gerade höchst ambivalente Gefühle und unsere Haltung ist wahrscheinlich ziemlich eindeutig-uneindeutig. Ich starte deshalb eine Blogparade mit unterem Beitrag. (…) Bitte erkundet die Ambivalenz fiktional. (…) Eurer Widersprüchlichkeit seien keine Grenzen gesetzt!“

Hier ist meine Interpretation des Themas:

Ambivalenter Abstand

Ich soll Abstand achten

zu meinen Artgenossen

das Areal in Abschnitte schneiden

in angespannter Atmosphäre meinen Atem anhalten

in der Kassenschlange artig aufpassen

zu nah! – Alarm aus aufgerissenen Augen

besser ausweichen auf achtfache Armeslänge

Achtung: Ansteckungsgefahr*

 

Ich soll Abstand aushalten

zu meiner atemlosen Angst

pausenlos Analysen anschauen

Anschauungen analysieren

alles auf die schwere Schulter nehmen

kein Attest für Andersdenkende

Arrest für Auslauffreudige

Achtung: Ausdeutungsgefahr*

 

Ich soll Abstand ausloten

zu Aktienkursen im Abflug

die alarmierte Anleger hyperventilieren lassen

zu aufmüpfigen Anarchisten

die Ampeln ausblenden und in Ansammlungen saufen

zu aufgeschreckten Arbeitgebern

die Augen wischend Ausverkauf ausloben

Achtung: Abschreckungsgefahr*

 

Ich soll Abstand aufweichen

ausbrechen aus meiner Ausgeschlossenheit

mich ausgiebig austauschen

auf alternative Angebote aufspringen

von Fenstern und Balkonen Allianz ausrufen

mich abstrakt anschmiegen

an Auserwählte und Anonyme

Achtung: Auswederodergefahr*

 

Ich soll Abstand annullieren

mich meinen Angehörigen annähern

ein Albtraum für manche Angetraute und Angegraute

den Ausnahmezustand im Apartment aussitzen

mich paarweise oder alleine im Außen austoben

aus meiner Achtlosigkeit aussteigen

dem Amselgesang aufmerksam lauschen

Achtung: Ausschweifungsgefahr*

 

Ich soll Abstand abmessen

mit Augenmaß den Mittelweg anpeilen

navigieren zwischen Panik und Vernunft

allzeit aufrichtig Anstand zeigen

Anteil nehmen und dabei Abstand geben

Optimismus aufschwingen lassen

und meine Solidarität aufrüsten

Achtung: Außerstandesgefahr*

 

* angelegentliche Anmerkung der Autorin: Antrag auf Abschaffung des Attributs „-gefahr“ allseits allgemeingültig angenommen, ausgenommen in außerordentlichen Ausnahmesituationen

Selbst fotografiert am Bahnhof Frankfurt am Main – in Zeiten vor Corona
Die Grenzen sind klar gezogen…

Schnipseljagt-Blogparade: Corona-Blues

Meine Schreibgefährtin Mo hat zur Blogparade eingeladen – mit dieser inspirierenden Collage:

Aus diesem fabelhaften Wörterfundus ist mein folgendes Gedicht entstanden.

Corona-Blues

Alle reden über C – ununterbrochen

der Kosmos hat C ins Rollen gebracht

C dreht auf – explodiert – ziemlich lunar

findet den Menschen und den einsamen Wolf

 

Alle reden über C – ununterbrochen

ein Schimmer von wunderbarem Chaos

je nach Lichteinfall

Poet, knips das Licht an!

 

Alle reden über C – ununterbrochen

sammelt euch nicht – nein, gib mir fünf

lauter schräge Gestalten

Erwischt!

 

Alle reden über C – ununterbrochen

Traumtänzerin, Genie & Sinnsucher

sind empfindlich gestrandet

niemand wärmt unsere Seelen

 

Alle reden über C – ununterbrochen

Musik im Kopf – mach lauter!

letzter Aufruf an alle Kosmoskinder

Sprich mit mir!

 

Zum Abschluss noch ein Elfchen:

Vereinzelung

ist sicher

in meinem Innenraum

blicke hinein und hinaus

Seelenschau

Update 6. Dezember 2020:

Meinen Corona-Blues hatte ich beim XXIII. Gedichtwettbewerbs der BIBLIOTHEK DEUTSCHSPRACHIGER GEDICHTE eingesendet – und oh Wunder – unter mehr als 1000 Einsendungen ist mein Gedicht unter die TOP 100 gekommen, ich habe einen Sachpreis erhalten (einen schönen Lyrik-Band) und das Schönste:

Mein Corona-Blues ist in der Anthologie der Preisträger erschienen – inklusive CD, auf der alle Gedichte von Schauspielern interpretiert worden sind – von Katja Amberger und Mark Kuhn.

Hier also mein Gedicht – wunderbar interpretiert (wie ich es selbst nie könnte) zum Anhören:

Wie gefällt es euch?

 

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